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FZ365 – Smart Plants

1966 schloss ein ehemaliger C.I.A. Polygraphie Experte namens Cleve Backster in seinem Büro einen Lügendetektor an eine Zimmerpflanze an. Das Ergebnis verblüffte ihn, denn er konnte elektronische Reaktionen beobachten, die den Messungen beim Menschen ähnelten. Er begann sich zu fragen, ob Pflanzen tatsächlich Emotionen zeigen könnten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, ging er in einen Nebenraum, um eine Schachtel Streichhölzer zu holen um die Blätter der Pflanze anzuzünden, und damit eine emotionale Reaktion hervorzurufen. Als er zurückkehrte, schlug der Rekorder des Lügendetektors plötzlich heftig aus, obwohl er noch gar nicht in der Nähe der Pflanze war. Backster war verblüfft, konnte die Zimmerpflanze tatsächlich seine Gedanken lesen? Er fuhr fort, Polygraphengeräte an Dutzende von Pflanzen anzuschließen, darunter Salate, Zwiebeln, Orangen und Bananen. Er glaubte beweisen zu können, dass die Pflanzen auf die Gedanken der Menschen reagierten. Der C.I.A. Ermittler in ihm war getrieben von der Idee Pflanzen als Zeugen in Verbrechen benutzt zu können. Cleve Backsters pseudowissenschaftliche Experimente wurden 1973 in dem Bestseller "Das geheime Leben der Pflanzen" einer Sammlung von seriöser Pflanzenwissenschaft, Hobbyexperimenten und mystischer New-Age-Naturverehrung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während der grösste Teil der Publikation seither wissenschaftlich diskreditiert wurde, führte das Buch gleichzeitig zu einer "Selbstzensur" unter seriösen Forschern, die die Möglichkeit erkunden wollten, dass Pflanzen zu Kognition, Lernen und Kommunikation fähig sind.

Erst seit den frühen 2000er Jahren begannen Molekularbiologen, sich auf die Pflanzenneurobiologie zu konzentrieren, ein Gebiet, das "darauf abzielt zu verstehen, wie Pflanzen ihre Umstände wahrnehmen und auf Umwelteinflüsse in einer integrierten Weise reagieren." In neueren Studien haben sich Wissenschaftler (z. B. die Waldökologin Suzanne Simard) auf die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflanzen konzentriert und dafür plädiert, den Fokus stärker auf Kooperation statt auf Eigeninteresse und auf die Eigenschaften lebender Systeme statt auf Einheiten zu legen. Dieser Fokus auf intelligente, miteinander kommunizierende Systeme ist ein entscheidender Paradigmenwechsel gegenüber Charles Darwins (vom frühen Kapitalismus geprägter) Sichtweise von Pflanzen als individuelle "Kämpfer".

In dieser Fabrikzeitung beschäftigen wir uns mit Pflanzen. Bäume, Büsche, Salatköpfe – sie sind uns ähnlicher, als wir denken. Pflanzen haben Sinneswahrnehmungen; sie können sich bewegen, kommunizieren, teilen, vorausplanen und sich erinnern. Die dazu versammelten wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträge umkreisen dabei die Frage: Was bedeutet das für unser Zusammenleben?


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